Waldbegehung mit der Försterin und andren Waldbauern

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Waldbegehung Beitragsbild

Da ich Waldbesitzerin bin, aber über dreißig Jahren in München wohnte, habe ich von Wald so viel Ahnung, wie ein Stier vom Mist fahren. Meine Mama ist allerdings ein Holzwurm, sprich sie weiß alles über den Wald.

Am 30.12.2024 nahm ich an der Begehung des Staatswaldes bei unsrem Dorf teil. Außer der Försterin war ich die einzige Frau unter etwa 20 Männern.

Ich legte auch sofort einen grandiosen Start hin. Der Treffpunkt war an unsrem Sportheim. Da meine Mutter zu einer Beerdigung fahren wollte, fuhr ich mit dem Auto und Mama war meine Beifahrerin. Ich fuhr in die Einfahrt des Sportheims, wollte mich links neben ein andres Auto setzen und rückwärts rumfahren, damit Mama dann nur noch wegfahren musste. Aber dann das schiere Luft anhaltende Grauen! 

Als ich beim neben das andre Auto fahren soft bremste, fing mein Auto auf purem Glatteis zu Schlittern an und zwar direkt auf das rechte Auto zu! Mir blieb die Luft weg. Ich meinte schon den vermeintlichen Aufprall zu hören, als mein Auto überraschend stand. Kein Aufprall! 

Es war Maßarbeit gewesen. Zwei / drei Zentimeter und es hätte geknallt! Endlich holte ich wieder Luft und die draußen stehenden Männer kamen näher und stellten sich so hin, dass sie mein Auto im Notfall ein wenig wegdrücken konnten. Denn als ich gerade rückwärts anfahren wollte, ruckelte meine Auto wieder Richtung des andren Autos, ehe es sich anders überlegte und doch in die richtige Richtung davonfuhr.

Ich konnte es kaum glauben! Na, wenn das mal kein bombastischer Auftakt und gelungener Ausklang fürs neue Jahr war! 

Die Försterin erklärte uns anhand der Bäume, wie man einen schönen Baum zum Wachstum und zur Stärke anregen kann. Wie man sich einen sogenannten Zukunftsbaum, kurz auch Z genannt, erkennt und auserkort. Was es für Beibäume braucht, damit dieser Z-Baum gut wachsen kann und wann man welche Bäume um ihn herum rausnehmen, sprich fällen sollte, dass dieser eine seine volle Stärke entwickeln kann. 

Beim Schreiben von Romanfiguren gibt es ja sogenannte Side-Kicks und ich hatte quasi ein Déjá-vu. Diese Beibäume sind quasi die Side-Kicks aus den Romanen. Sie treiben die Handlung mit voran und hier helfen sie dem Baum seine volle Größe und Stärke zu entwickeln.

Bei Bäumen braucht man diese Nachbarbäume, damit diese bei dem Z-Baum die unteren Äste abfallen lassen. Dies soll geschehen, damit der Z-Baum keine Astlöcher hat und z.B. für Schreinerein, sprich die Möbel-Industrie, in Frage kommt. Es trägt zur Wertsteigerung bei. 

Erst, wenn einer dieser Nachbarsbäume in die Krone des Zukunftsbaums vordringt, dann sollte man diesen Nachbarsbaum fällen. Sind zwei gleichwertig gut gewachsene Bäume nebeneinander, dann kann man nach Gusto entscheiden. Wäre aber das Stechen z.B. zwischen einem Kirschbaum und einem Ahorn, dann sei so viel gesagt, dass der Kirschbaum ein vielfaches Wert ist, sollte man ihn zum Verkauf nehmen.

Ulme
Lärche
Lärche
Eine Weide. Sie soll gefällt werden, da sie einem Zukunftsbaum in die Krone wächst.

Es ist wie im Garten, wenn etwas zu eng steht, muss man etwas rausmachen. Nicht zu viel, aber schon gar nicht zu wenig. Denn wenn ein Baum dem andren in die Krone wächst, dann wird dieser Zukunftsbaum krumm und schief und er kann seinen Stamm nicht verbreitern.

Rechts eine Weide, die zum Fällen gekennzeichnet wurde. Dahinter ist ein Ahorn gekennzeichnet zum Fällen. Vorne links im Bild ist ein Ahorn, der sich entwickelt und stehen bleibt.

Bei einem Kirschbaum muss man die unteren Äste alle selber absägen, da er sie nicht von selbst abwirft, auch nicht, wenn eine Nebenbaum da wäre. Seine unteren Triebe darf man nur im Sommer wegschneiden, da sich sonst gerne Pilze einnisten und diesen wertvollen Baum zu Fall bringen können. Dann war die Aufzucht umsonst.

Diese toten Äste sollen weggemacht werden, da sonst Wasserschoss draus werden, auch Wasserreiser genannt. Lässt man sie dran, dann verliert das Holz an Wert.

Kirschbaum

Bei Lärchen und Gartenbäumen müssen also diese unteren Äste alle weggeschnitten werden, bei den andren Laubbäumen erledigen das die Nebenbäume.

Da man aber natürlich auch hier nicht nur auf ein Pferd setzt, schließlich kann in so einem 80-jährigen-Wachstum eines Baums viel passieren. Käfer, Trockenheit, Sturmbruch oder Schneebruch können ihnen den Garaus machen und sie so zu Fall bringen. Drum setzt man nicht einfach alle 5 Meter einen Baum (ein Kirschbaum könnte eine Krone von 10 Metern an Durchmesser bekommen). Man setzt mehr und lässt sie erst mal wachsen und nimmt nach und nach die sogenannten Konkurrenten raus.

Darum werden unsre Bayerischen Wälder auch so gepflegt. Nicht nur, dass die Menschen, die Wald besitzten, diese Ruhe und die Arbeit da draußen lieben, sie schaun auch, dass der Wald „schön“ ausschaut. Sprich Hecken und Brombeeren usw. werden rausgeschnitten. Wenn Bäume gefällt werden, dann wird „der Wald geputzt“. 

Sprich, man wirft die ganzen Äste, die man vom Stamm wegschneidet, schön auf einen Haufen. Man lässt dies nicht wild in der Gegend rumflacken. Das nennt sich Wald putzen. Wenn meine Mama im Wald ist, dann schaut das hinterher aus, wie nach dem Frühjahrsputz im Haus. Sauber. Aufgeräumt.

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