Wieso siede ich Seife, wenn man sie doch spottbillig im Supermarkt kaufen kann? Hast du schon einmal die Zutatenliste einer Seife im Supermarkt gelesen. In allen, die ich durchlas, ist Palmöl drinnen. Damit möglichst viel Palmöl angebaut werden kann, wird grausamster Raubbau mit der Natur getrieben! Mensch und Tier dort werden gleich mit vernichtet.
Menschen werden vertrieben, Tiere massakriert und verbrannt, wenn die Regenwälder dafür wild gerodet werden. Für Palmöl werden die Regenwälder Südamerikas angezündet. Orang-Utans lässt man elendiglich verrecken. Wir haben in Schulzeiten noch gelernt, Süd-Amerikas-Urwälder sind die grüne Lunge der Erde. Adè grüne Lunge! Jeder weiß, was eine verräucherte oder kaputte Lunge mit uns Menschen anstellt. Nicht besser sieht`s mit der Erde aus.
Palmöl verwende ich nicht in meinen Seifen, egal wie toll es auch sein soll. Bei mir ist mein erster Ansatz eh immer der künstlerische Aspekt. Gerade beim Seife sieden kann man sich künstlerisch austoben und es ist unendlich viel Luft nach oben, bis hin zu Seifen-Challenges. Egal, ob ich eine neue Technik, ein neues Muster, eine bestimmte Farbe ins Rampenlicht holen will … Alles ist möglich.

Dann kam der Umweltgedanke hinzu. Wieder ein kleines Eckchen an dem ich weniger Mikroplastik in die Meere und Gehirne wasche. Allerdings werden Farben für Seifensiederei immer noch in Plastiktütchen und Behältnissen aus Plastik angeboten. Das geht aber wohl nicht anders, da alles andre Feuchtigkeit ziehen würde, so die Auskunft bei einem der Shops.
Zuerst wollte ich nur Farben aus der Natur nehmen, um so wenig wie möglich Künstliches in mein selbst gesiedetes Naturprodukt zu bekommen. Aber es gibt so verdammt schöne Farben! Also, wie weit geht mein Naturgedanke? Dann habe ich sehr lange kein Titandioxid verwendet und jetzt nehme ich ab und an doch welches her. Titandioxid wird beim einatmen als bedenklich eingestuft. Ob es den Verseifungsvorgang überlebt, das ist fraglich. Für mich habe ich entschieden, dass ich es ab und an einsetzen werde.
Angefangen hat mein Seifenwahnsinn im Sommer 2017. Nicht das Sieden selber. Aber es fing mit einer Haarbar an, als ich in Florenz bei „Lush“ reinschnupperte. Eine italienische Freundin hatte sich dort eine feste Haarbar für ihren Treckking-Urlaub besorgen wollen, da sie so wenig wie möglich Gepäck mitnehmen wollte! Die Haarbar roch so himmlisch! Das war die Initialzündung bei mir.
Meine erste gerührte Haarbar gelang mir sofort und sie war perfekt für meine Haare. Dann kaufte ich online schon einige Jahre Seifen von Seifensiederinnen. Die Düfte der Seifen waren zum Niederknieen! Schon anhand der Beschreibungen hätte ich den ganzen Onlineshop leerkaufen können. Ich bin einfach ein totaler Duft-Junkie. Seife sieden wollte ich endlich ebenfalls, nachdem ich schon jahrelang meine dekorative Kosmetik und Cremes selber rühre.
Ich bin jemand, ich bringe mir alles selber bei und als erstes stieß ich auf dieses vermaledeite NaOH, Natriumhydroxid. Was ich da las, nahm mir den Wind aus den Segeln. Das war ja so megagefährlich! Immer wieder las ich mir alles durch und immer wieder war ich versucht, ließ es aber entmutigt bleiben.
Kaufen für meine erste Seife hätte ich erst einmal nichts müssen. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits Kosmetik und Cremes selber rührte, war ich eh mit vielen ätherischen Ölen und Ölen generell eingedeckt. Aber der Mundschutz fehlte und erst recht der Platz! Ich lebte damals in einem Einzimmer-Appartement in München.
Dann fuhr ich übers Wochenende zu meiner Mutter und sagte ihr, dass ich gerne Seife sieden würde. Da mir ein Mundschutz fehlt traue ich mich deshalb nicht an das Natriumhydroxid (NaOH) ran.
Sie so: „Ich habe ein paar Masken hier. Sogar mit dieser Verstärkung an Mund und Nase. Die kannst du haben.“
Jetzt hatte ich alles beisammen. Ich las mir viele Rezepte durch. Entschied mich für eines und mit diesem ersten Rezept ging ich einige Wochen schwanger, ehe ich alles herrichtete und bestens vorbereitet ins kalte Wasser sprang.

Hey! Alles halb so wild! Keine Ahnung, warum ich so Schiss gehabt hatte! Die gewerbsmäßigen Siederinnen tun gleich immer so, als würde man das nicht machen dürfen, wenn man nicht ein Diplom in Gott weiß was hat. Inzwischen denke ich eher, sie haben Konkurrenzangst. Wobei ich in der Schule gelernt hatte, Konkurrenz belebt das Geschäft. Klar, wenn jemand ein unvorsichtiger und nicht organisierter Mensch ist, dann würde ich definitiv die Finger vom Seife sieden lassen, aber wenn du organisiert bist und dich gut vorbereitest, dann sollte deiner ersten Seife nichts im Wege stehen.
Am 11.05.2025 habe ich meine 45. Seife gesiedet. Ja, warum siede ich weiter? Eine große Ersparnis … Das habe ich mir ehrlich nie ausgerechnet. Denn man kommt vom Hundertsten ins Tausendste, wenn man einmal angefangen hat. Hier eine Form, da ein Duft, dort eine Farbe … Und bei einer bleibt es sicher nicht … 🤦♀️
Da selbst das popeligste Olivenöl inzwischen teurer ist, als vor ein paar Jahren die Sheabutter, teste ich gerade für euch aus, wie sich z.B. Sonnenblumenöl h.o., Palmin und Pflanzenfette in Seifen machen. Sprich, ob man mit billigeren Ölen auch eine anständige Seife hinbekommt. Derzeit probiere ich verschiedene Varianten mit Palmin durch. Dann will ich mir morgen Sonnenblumenöl h.o. (Bratöl) kaufen.
Ich habe gemerkt, dass mich das Sieden in eine unbändige Vorfreude bringt. Das Rezept raussuchen allein lässt schon mein Herz schneller schlagen! Dann das Rezpept zum Sieden herrichten – erst einmal in meinem Evernote (mit Kästchen zum Abhaken), dann die Gerätschaften und Öle. In der Nacht kann ich meist nicht so gut schlafen, weil ich mich schon so auf das Sieden freue. Dann ist es endlich so weit.
Am Schlimmsten ist dieses Warten darauf, bis ich die Seife ausformen kann. Das ist immer ein unglaublicher Kraftakt. Endlich ausformen und Schneiden. Dann die Anspannung: Ist sie so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe? Manchmal hat es nicht so geklappt, wie ich es wollte, aber ich gehe immer mit einem Plan B und C in die Siederei. Wenn das alles nichts hilft, dann gibt es zig Möglichkeiten – eine schöner als die andre – wie die misslungene Seife doch noch ein Hingucker wird.
Für mich ist Seife sieden wie tanzen oder faul im Schatten liegen: Es macht mich überglücklich!
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