Seit mindestens einem Jahr drückte ich mich schon um das Thema Seife sieden herum. Für meine erste Seife suchte ich mir die Luxus-Seife von Claudia Kaspar aus und siedete nur die halbe Menge.
Damals wohnte ich noch in München in einem 1-Zimmer-Appartement und ich hatte höllischen Respekt vor diesem Ätznatron. Das war einer der Hauptgründe, der mich bisher davon abgehalten hatte, eine Seife selber zu sieden.
Beim Besuch meiner Mutter erzählte ich ihr, dass ich mich bisher nicht rangetraut hatte, weil ich erst noch eine Schutzmaske benötigen würde, meinte sie, ich habe welche! Also nahm ich eine mit und schon konnte es los gehen. Es gab keine faulen Ausreden mehr!
Aber wie bei allem, was ich anfange, lese ich mich erst mal ganz tief in ein Thema ein. Dann schaue ich Videos und erst, wenn ich alle Fakten beieinander habe, dann lege ich los. Natürlich klappte beim ersten Mal auch nicht alles perfekt.
Da ich noch nicht wusste, wann ein Seifenleim wirklich andickt, wann er die richtige Konsistenz hat, welche Öle/Butter und welche Temperatur für welche Art Seife die Richtige ist, wollte ich also einfach erst mal ins kalte Wasser springen. Nun, etwas auf Video zu sehen und es dann selber machen sind halt noch zwei Paar Stiefel.
Zuerst entschied ich mich für ein Rezept aus Claudia Kaspers Buch „Naturseife“. Ich wählte ihre Luxus Seife und siedete sie am 28.04.2019. Vorsichtshalber machte ich nur die halbe Menge aus ihrem Buch.
Was mir sofort klar war, als ich las, wie man selber die Verseifungszahlen ausrechnet: Ich werde dafür die im Internet vorhandenen Tools zu Hilfe nehmen. Nicht, dass ich einen Zahlendreher reinbekomme oder mich verschreibe oder verrechne. Außerdem arbeitet ich seit 1981 mit Tastaturen und Computern und so sehe ich nicht ein, etwas selbst zu errechnen, was ein PC zack fehlerfrei erledigen kann.
Ich rechnete bisher jedes Rezept in Kathrins Seifenrechner aus. Dort wurde ich noch immer fündig und ich kann dort auch wunderbar schauen, wenn ich Öle oder Mengen von einzelnen Ölen ändere, was es für Auswirkungen auf NaOH hat.
Meine ganzen Rezepte speichere ich in Evernote. Dort kreiere ich inzwischen auch meine ganzen Rezepte. In Evernote kann ich Skizzen anfertigen, wie ich in Etwa meine Seife verzieren möchte. Ich schreibe rein, wo ich aufpassen muss, welche Reihenfolge ich einhalten sollte, was ich alles herrichten muss und kann alles was ich verwende mit Haken versehen, also abhaken. Ohne mein „ausgelagertes Gehirn“, wie ich Evernote gerne scherzhaft nenne, läuft in meinem Leben gar nichts.
Das habe ich alles hergerichtet:
Ich habe immer einen Plan B bei Dingen die ich zum ersten Mal mache. Aus diesem Grund habe ich auch immer mehr bereit gelegt, als ich eigentlich benötigen würde.


- Alles was du hier siehst, verwende ich nur zum Seife sieden, außer die Waage.
- Rührstab
- Brille
- Gummihandschuhe
- Schürze
- Thermometer
- Plastiksieb mit kleinsten Löchern
- Teigschaber
- etliche Plastiklöffel
- Kochlöffel aus Plastik
- Soßenlöffel für die Seife (für den Notfall)
- verschiedene Glasgefäße für die ätherischen Öle
- einen 3-Liter-Messbecher
- 2 kleine Messbecher
- einen großen Plastikeimer Laugenstabil mit Ausgießer
- Küchenrolle (mit bereits abgerissenen Blättern)
- Formen (mehr als ich eigentlich bräuchte
- ein Tablett, damit die Formen an einen andren Ort getragen werden können
- Frischhaltefolie
- Zeitung zum Unterlegen und / große Backmatte
Disclaimer:
Wenn du dieses Rezept nachsiedest, bitte prüfe unbedingt alles nach. Bei dieser hohen Überfettung ist es kein Beinbruch, wenn du aus Versehen 61 g NaOH nimmst. Dann hat deine Seife „nur“ knapp 12% Überfettung / Unterlaugung. Wenn du jedoch eine Seife mit nur 6 oder 7 % Überfettung planst und vertust dich, kann es sein, dass du die Seife nicht hernehmen kannst.
Da NaOH Ätznatron ist, kann man nicht oft genug betonen, wie wichtig ein sehr genauer und ebenso vorsichtiger Umgang damit einhergeht! Ich habe dir in Kathrins Seifenrechner extra 6% bis 12% ausrechnen lassen. Bei 6% würdest du also 65,02 g NaOH nehmen und bei 12% würdest du 60,87 g NaOH benötigen.
Immer das NaOH ganz sachte in das destillierte Wasser rieseln lassen, NIEMALS umgekehrt, da es sonst wie eine Geysir in die Höhe schießen würde.
Immer die Lauge ganz langsam zu den Ölen/Fetten gießen, NIEMALS umgekehrt, da es sonst in die Höhe schießen würde und das hätte verheerende Folgen.
Kathrins Seifenrechner:
Ich rechne alle Rezepte in Kathrins Seifenrechner und damit bin ich mit den bisher vierzig gesiedeten Seifen bestens gefahren.
Luxus-Seife Rezept 1/2 Menge:
300g Olivenöl (Discounter)
80 g Avocadoöl raffiniert
40 g Kakaobutter
40 g Kokosnussöl
40 g Mandelöl
185 g destilliertes Wasser (Discounter)
60,87 g NaOH (oder Apotheke)
Duft: keiner
Farbe: (war nicht mehr möglich) 😅
ÜF/UL: 12%

Anleitung für diese Luxus-Seife:
Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich die Schürze umband, meine Schutzbrille aufsetzte und Gummihandschuhe anzog.
- Waschbecken mit ca. 3 cm eiskaltem Wasser füllen
- destilliertes Wasser abwiegen und in den Laugen stabilen Eimer schütten
- Laugen stabilen Eimer ins Waschbecken stellen (er darf auf keinen Fall kippen!)
- NaOH abwiegen
- ganz sachte das NaOH ins destillierte Wasser rieseln lassen (jetzt hast du eine Lauge)
- Kakaobutter und Kokosnussöl abwiegen und in einem Topf auf dem Herd schmelzen lassen
- Oliven-, Avocado- und Mandelöl abwiegen und alle Öle in ein sehr großes Plastikgefäß geben (ich nehme dazu einen 3-Liter-Messbecher
- Kakaobutter und Kokosnussöl zu den Ölen geben
- wenn die Lauge und auch die Öle/Butter auf ca. 30/35 Grad abgekühlt sind, dann:
- Sieb auf den 3-Liter-Messbecher geben und
- sehr langsam die Lauge ins handwarme Öl laufen lassen
- falls du Duft und / oder Farbe reingeben möchtest dann ist das der richtige Zeitpunkt
- Mit dem Rührstab alles zusammenrühren
- wenn es ein puddingartiges Stadium erreicht hat kannst du es in deine Formen geben
- Küchenfolie über die Formen legen
- Seife ca. 24 Stunden fest werden lassen
Ich habe ursprünglich das Rezept nur aus Claudia Kaspars Buch gesiedet. Erst jetzt wo ich es in Kathrins Seifenrechner nachträglich eingegeben habe, fällt mir auf, dass im Rezept 37% destillierwertes Wasser steht. So viel habe ich tatsächlich noch nie verwendet. Außer wohl für dieses Rezept. Normalerweise waren es höchstens 33% und inzwischen auch schon einige Male weniger.
Ich kühlte bei meinen ersten Seifen immer auf ca. 30/35 Grad ab. Außer bei Ausnahmen, dazu aber bei späteren Seifen mehr. Für die ersten Seifen ist das nicht wichtig. Der Seifenleim dickte schnell an, deshalb gab ich ihn ohne Farbe in die Förmchen. Da man mit Farben Seife bepinseln kann, wählte ich diese Methode, um doch noch ein wenig Mica-Farbe an die Seife zu bringen. Leider gibt es die Firma nicht mehr, bei der ich die Farben gekauft hatte.
Ich hatte mir extra Förmchen bestellt, in die ich die Seife einfüllte. Zum Schluss klopfte ich vorsichtig das Tablett mehrmals auf den Tisch, damit die eventuellen Luftblasen raus gehen. Jetzt noch Frischhaltefolie darüber und nun kommt der schwierigste Teil. 🤪😇 Abwarten! Am liebsten hätte ich alle halbe Stunde nachgeschaut, ob ich mein Baby – äh – die Seife schon aus der Form nehmen kann. Eine Geduldsprobe. Ich sag’s dir! Hilft aber nichts! Da musste ich durch und jeder, der von dem Virus infiziert wurde! 🤓
Erst jetzt setze ich dich Schutzbrille ab und erst wenn die ganzen Seifen-Utensilien gespült sind, ziehe ich Schürze und Handschuhe aus.
Die Wartezeit war endlos! Ich musste am nächsten Tag zur Arbeit und so musste ich bis zum nächsten Abend warten, was aus meinem Schatz geworden war. Seht selbst!

Fazit:
Dieses Rezept würde ich definitiv nicht mehr als Anfängerrezept nehmen. Kakaobutter und Avocadoöl müssen nicht für ein erstes Rezept sein. Nun, ich hatte mich von dem Wort Luxus wohl zu sehr anziehen lassen. Jede handgemachte Seife ist Luxus für die Haut! Für ein erstes Rezept würde ich sowieso nur noch Öle nehmen, die man beim Discounter bekommt und ich würde auch keine fünf Öle/Butter mehr nehmen. Drei reichen vollkommen, für die allerersten Seifen.
Du willst, dass dich jemand bei deiner ersten Seife an die Hand nimmt, dann bist du bei mir genau richtig. Ich bin genau die Richtige für dich, denn ich habe es mir selbst beigebracht und aus meinen Fehlern habe ich gelernt und ich weiß also, wie man Frustration und erste Fehler vermeiden kann. Ich habe genug Seifen gemacht, um zu wissen wo der Hase im Pfeffer liegt und bin aber noch nicht so erfahren, dass ich schon vergessen hätte, wie Fehler passieren können.
Wobei Klaus (so heißt ein Fehler) noch nie bei mir zu Besuch war. Seife hat sich auch noch nie bei mir getrennt, Laugennester hatte ich noch nicht. Als ich mal bei 35 Grad Hitze im Sommer gesiedet hatte, da hat eine Seife geschwitzt. Zwei Mal hatte ich Blitzbeton, aber das war ganz am Anfang. Mir ist noch keine einzige Seife ranzig geworden, das liegt aber daran, weil ich mich sehr stark an die Regeln für Schnellranzer-Öle gehalten habe. Ich habe sogar noch ein paar Seifen von den Seifen aus der Anfangszeit und selbst hier ist keine einzige ranzig.
Wenn man noch hochrechnen möchte, dann haben die ersten beiden Male die Swirl nicht genau so ausgesehen, wie ich es mir gewünscht hatte. Dafür wurden die andren dann genauso, wie ich es wollte. Bei 40 Seifen nicht mehr Ausschuss produzieren, das finde ich klasse! Das heißt wohl, dass ich mich immer sehr gut vorbereitet gehabt hatte.
Ich lagere meine Seifen bei Zimmertemperatur. Ich habe sie in Plastikschachteln mit Deckel, die ich mit Küchentuch ausgelegt habe. So bekommen sie auch keine sogenannte Sodaasche und wenn ich ein höheres Topping auf meine Seifen kreiere, dann sind sie darin zusätzlich geschützt. Von manchen Seifen hebe ich mir eine auf und die sehen noch genauso aus wie am ersten Tag.
Bisher habe ich an die 40 völlig verschiedene Seifen gesiedet bis hin zur Seifentorte, die ich zur Hochzeit meiner Nichte verschenkte. Alle am Tisch wollten ein Stück Hochzeitstorte abbekommen. Ich musste sie sehr enttäuschen, denn sie war nicht zum Essen gedacht.